Regiment der Willkür und Bestechlichkeit
Die Marktvögte, von den „Weddeherren des Hohen Rathes“ der Stadt beauftragt, über die Einhaltung der Marktordnung zu wachen, weisen den Marktleuten ihre Standplätze zu, achten auf verbotene oder verdorbene Ware, kontrollieren Maße und Gewichte und sorgen für Ruhe und Ordnung. Während der Sommerzeit sind sie täglich von morgens um drei bis abends um neun, im Winter von fünf bis halb acht im Dienst. Für diesen harten Job gibt es jedoch ein fürstliches Entgelt: Nicht nur die Standgebührenfließen direkt in die Taschen der Marktvögte, auch ein Drittel der Geldstrafen – deren Höhe sie selbst festsetzen – sowie ein Drittel aller beschlagnahmten Waren.
Die begehrten Marktvogtstellen werden von der Stadtverwaltung an die Interessenten verkauft oder verpachtet, was der Willkür und Bestechlichkeit natürlich Tür und Tor öffnet. Man trifft sich zu konspirativen Gesprächen an verschwiegenen Orten, es wird geschachert und gemauschelt, gedroht und geschmiert. Erst im Jahre 1854 hat das ein Ende. Die Marktvögte werden entmachtet, erhalten ein festes Gehalt und die Gebühren, die nun von einem Gehilfen kassiert werden, fließen in die Stadtkasse.