Hamburgs Weg durch die Marktwirtschaft

Quelle: Christiane Winter, Alexander Tichatschek: Hamburgs Marktführer – Döntjes, Schnacks und fliegende Bananen, Verlag Maulwurf, Remchingen 1993, Auszüge S. 5 -13. - Mit freundlicher Genehmigung der Autorin Christiane Tichatschek.

Bereits 1483 gab es fünf große Marktplätze innerhalb der Stadtmauern der spätmittelalterlichen Hansestadt den Markt am Hamburger Berg, dessen riesige Fläche Jahrhunderte später von Pelzerstraße und Rathausstraße zerschnitten und mit einer großen Anzahl Häuser bebaut sein wird den alten Fischmarkt den Hopfenmarkt den Marktplatz am Meßberg und den Pferdemarkt, der einmal Gerhart-Hauptmann-Platz heißen wird und an einer bestbesuchten Einkaufsstraßen Hamburgs, der Mönckebergstraße, liegen wird.

Außer ein paar Krämerläden existieren keine Ladengeschäfte. Lebensmittel und handwerkliche Erzeugnisse werden auf den städtischen Marktplätzen oder in den Straßen von ambulanten Karrenhändlern verkauft. Auf den Marktplätzen Hamburgs herrscht ein anarchisches Gewimmel, das die Marktvögte nur mühsam unter Kontrolle zu halten vermögen, ein lärmendes Durcheinander von Tierstimmen, Zank und Gelächter.

Die Helgoländer Fischkutter, die am Hamburger Berg festmachen, werden im Nu von keifenden Fischweibern gestürmt. Unterdessen ziehen schwer beladene Pferdefuhrwerke über den Platz mit Korn, Obst und Gemüse, mit Bauholz und Räucherspeck. Stämmige Frauen schleppen Kisten und Körbe mit Bickbeeren, Suppenkraut, Spinat und Petersilichwurzeln heran, während die Fernkaufleute auf langen Tischen ihre Schätze ausbreiten: exotische Gewürze, Metallwaren, feine Tuche, Wachs du Honig. Schließlich, so berichtet der Marktvogt, „überfüllen und verstopfen Verkäufer unnötiger Waren wie Kastanien, Futter, Galanterie- und Kramwaren den Platz.“

Schon jetzt zeichnet sich eine Begleiterscheinung des Hamburger Wochenmarktes ab, die auch in den nächsten Jahrhunderten den Marktaufsichtsbeamten das Leben zur Hölle machen wird: Es hagelt Anwohner-Beschwerden über den „widerlichen Lärm“, den die „marktschreierischen Hausierer beim Feilbieten ihrer Ramschartikel“ veranstalten.